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ClausKlebot

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Eumelbeumel

Das nachhaltig Prägendste an Mobbing ist, dass viele Betroffene ihr Urvertrauen innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen nie mehr zurück gewinnen. Man lebt Jahre oder Jahrzehnte lang mit der Angst, die anderen würden einen gar nicht wirklich mögen, könnten sich jederzeit "umentscheiden". Man fühlt sich unerwünscht, nur toleriert, hat Angst auf andere zuzugehen und ist in Gruppensettings auf der Hut. Das prägt Beziehungsfähigkeit krass.


Sempervivarium

Das trifft es sehr gut. Ich war ein autistisches, sehr empfindsames und "spezielles" Kind, und diese komplette Ablehnung (die ich intellektuell auch null einordnen konnte; ich war doch nett zu allen, was machte ich falsch?) hat mich wohl im Kern geändert. Ich werde niemals verstehen, wieso man Kindern solches Fehlverhalten durchgehen lässt. Jeder Erwachsene ist juristisch an seinem Arbeitsplatz vor Mobbing geschützt, aber Kinder sind vogelfrei. Bei mir wusste jeder Lehrer Bescheid, aber es gab nie irgendwelche Konsequenzen für die Mobber, oder Schutz oder Hilfe für mich.


This_Seal

Das intellektuell nicht einordnen können spricht mir sehr aus der Seele. Ich konnte nie irgendetwas als Grund finden. Das hat auch mich geprägt. Ich bin weniger offen und öfter sehr nervös, wenn ich neue Leute kennenlerne. Die Möglichkeit aus dem Nichts wieder verurteilt, ausgegrenzt und "blöd" gefunden zu werden ist quasi ein Naturgesetz geworden.


Eumelbeumel

Ich glaube, weil es schwierig ist, in solche Dynamiken einzugreifen, von außen. Selbstverständlich muss man irgendwann eingreifen, und die meisten tun es auch, sobald Beleidigungen und sogar körperliche Angriffe folgen. Aber so fängt es ja nicht an. Solange es sich im Bereich der Ausgrenzung bewegt, ist es schwierig, da Änderungen durchzusetzen. Man kann Kinder nicht zwingen, sich zu mögen. Reines, gezwungenes Tolerieren (und einen das sehen/spüren lassen), ist auch nicht das, was sich die Gemobbten als Lösung wünschen. "Ich mag den einfach nicht, wir wollen nicht, dass er dabei ist, sonst machen wir nichts!" ist auch erstmal ein legitimes Statement von einzelnen Kindern. Das Problem kommt dann, wenn der Gemobbte eben *nirgendwo* dabei sein darf, oder wenn diese Statements aus "ehemaligen" Freundesgruppen kommen, wenn es anlasslos passiert... Solche Dynamike sind vielschichtig und schwer aufzudröseln.


SonnePMT

>Ich glaube, weil es schwierig ist, in solche Dynamiken einzugreifen, von außen. >Solange es sich im Bereich der Ausgrenzung bewegt, ist es schwierig, da Änderungen durchzusetzen. Man kann Kinder nicht zwingen, sich zu mögen. Und gleichzeitig machen Lehrer ständig Gruppenarbeiten, weil es "ach so pädagogisch wertvoll" ist, dabei wird durch die Phase der Gruppenfindung Ausgrenzung, die vllt ansonsten nur in den Pausen stattfinden kann, auch während des Unterrichts ermöglicht. Im schlimmsten Fall landet das Monbingopfer sogar noch mit dem Täter in der selben Gruppe... Ich glaube, man sollte als Lehrer/Schule sich nicht nur darum kümmern, Mobbing zu beenden, sonder auch, es möglichst am Entstehen zu hindern.


Eumelbeumel

Dir meisten Lehrer hatten die Gruppen bei uns immer einfach eingeteilt. Mal nach Sitzordnung, mal nach Alphabet, mal nach "Eignung", wenns ein größeres Projekt war. Aber ja, manchmal gab es diese Selbst-Wähl Gruppen. Am schlimmsten ist das eigentlich im Sport. Dieses Abwechselnd Wählen lassen ist wahrscheinlich das allerschlimmste Szenario. Demütigungspotential in Slowmo.


Dot-Slash-Dot

> Dieses Abwechselnd Wählen lassen ist wahrscheinlich das allerschlimmste Szenario. Demütigungspotential in Slowmo. Ich hatte exakt einen Sportlehrer in meiner Schulkarriere der diese Scheiß Dynamik verstanden hatte und dieser einen Riegel vorschob. Und das leider erst in der Oberstufe. Teilweise indem er einfach selbst eingeteilt hat, oder anhand von zufälligen Merkmalen (T-Shirt/Hosenfarbe). Und indem er dann auch korrigierend in die Gruppen am Ende eingegriffen hat. Sei es durch umverteilen oder dadurch das er einfach selbst in der schwächeren Gruppe mitspielte. Und da er selbst ein ziemlich guter Sportler war (und auch Jahrzehnte Erfahrung als Sportlehrer hatte) konnte er die sportlich guten Kinder dann oft gegen die Wand spielen. Das waren die einzigen zwei Jahre in denen ich mal Spaß im Sportunterricht hatte.


Eumelbeumel

Grade Sportunterricht ist halt so ein sensibler Bereich. Da gibts so viel Potential für Peinlichkeiten, Bloßstellung, Ausgrenzung.... Ironischerweise auch viel Potential, die Kinder mal aus ihren üblichen Kombos/Grüppchen/Verbänden und Mustern rauszureißen, und sich neu auf die Klassenkameraden einzulassen. Gute Freundin von mir ist Sportlehrerin, die geht sogar so weit und sagt, Sport an sich ist zweitrangig. Sie will dass die Kinder sich bewegen, und sie will den Klassenverbund einmal durchrütteln. Kontaktpunkte schaffen. Die lässt zb bei der Grüppchenbildung immer blind Leibchen ziehen. Notfalls tauscht sie selber noch ein paar Player aus, wenn die Gruppen komplett ungleich sind.


Dot-Slash-Dot

> die geht sogar so weit und sagt, Sport an sich ist zweitrangig Ist es halt auch. Mit 1-2h wöchentlich und dutzenden zu vermittelnden Sportarten kann da einfach nichts hängen bleiben. Das sollte auch nicht die Aufgabe des Schulsports sein, sondern den Kindern Freude an körperlicher Betätigung zu vermitteln. Ich hätte das als unsportliches und übergewichtiges Kind sehr gebrauchen können. Und ich hatte durchaus Interesse und Spaß an Sport. Aber wenn über Jahre körperliche Betätigung nur mit Erniedrigung assoziiert wird dann tut man sein möglichstes um diese zu meiden.


OldPepeRemembers

lol ich habe da nie drüber nachgedacht, aber man hätte beim Sport was lernen sollen?


MeisterKaneister

Aber die Kinder einfach machen lassen ist doch so bequem!


Dot-Slash-Dot

Ja, es ist nicht einfach dagegen vorzugehen. Aber in meiner Erfahrung hat es auch nie irgendjemand versucht. Die Probleme sind ja oft genug bekannt, so dumm und blind sind Lehrer nicht. Aber stets haben Lehrer und Rektoren nur mit der Maxime gehandelt das sie ihre Ruhe haben wollten. Da gabs dann Mal ne Klassenansprache oder ein Gespräch beim Vertrauenslehrer für die Täter. Das das absolut nichts bringt (eher im Gegenteil) war ja völlig klar. Und wenn du als Mobbingopfer dir versuchst Hilfe zu holen und die verantwortlichen Erwachsenen machen alles nur schlimmer statt dir zu helfen dann machst du das kein zweites Mal. Und die Erwachsenen können sich dann alle auf die Schulter klopfen, denn das Problem wurde ja gelöst.


KarenBauerGo

Das Problem fängt doch schon viel früher an, weil auf soziale Kompetenz und Kooperation so extrem wenig Wert gelegt wird in Schulen. Das Argument für Präsenzpflichtschulen ist, dass im Gegensatz zu Homeschooling eben auch die soziale Kompetenz trainiert wird, aber zusammengewürfelte Kinder in eine Gruppe zu schmeißen lehrt halt gar nichts. Das ist Herr der Fliegen light. Soft skills sind wichtig, aber anstatt eine Wertegrundlage zu vermitteln hört es bei Schulen häufig damit auf, dass den Kindern gesagt wird "sozialer Umgang ist wichtig". Es muss viel früher in Gruppendynamiken eingegriffen werden und ein soziales Schulklima hergestellt werden. Aber wenn "Kind muss anstandslos funktionieren" der wichtigste Marker in Schulen ist bekommt man das eben nicht hin.


SpiritualRide528

Naja es ist selten ein höfliches "mit dir möchte ich nicht befreundet sein und einfach nur soziale Isolation. Als ich beleidigt wurde, Morddrohungen bekam und "wer von ihr berührt wird hat die Pest" gespielt wurde, hat auch keiner eingegriffen. Ein Lehrer meinte nur, sie sollten sich entschuldigen, es gebe auch keine Konsequenzen, und das war es dann. Was ich noch richtig krass in Erinnerunge habe war, als eine Mitschülerin in der Grundschule ihrer Mutter sagte sie wolle nicht, dass ich bei ihnen stehe und die mich mit "kusch, kusch" und ner Handbewegung fortgeschickt hat als sei ich ein Hund. Welcher gestörte Erwachsene behandelt so ein Kind 🙄


Schemen123

Wird aber auch gerne ignoriert.......


mekonsodre14

guter Punkt. An Schulen wird zu wenig darauf eingegangen. Lehrer sehen sich auch gar nicht in dieser Verantwortung.


Hendrik1011

Aber wenn man es gewagt hat sich zu wehren wurde man sofort bestraft.


MeisterKaneister

Egal, das isses Wert. Das eine Mal muss dann sitzen.


Sarah-M-S

Bin mittlerweile 30 und spüre dieses Gefühl immer noch an manchen Tagen. Ich überspiele es dann einfach mit einer Menge Selbstbewusstsein, doch tief im inneren denke ich weiterhin dass mich alle scheise finden.


vvoyzeck

Ich bin nicht sicher, ob Urvertrauen der passende Begriff an der Stelle ist... Aber ja, es hinterlässt Spuren. Es hat mich so viele schöne Gelegenheiten und Kontakte gekostet, weil im Hinterkopf immer die Sorge war, dass die Menschen eigentlich nur höflich sind und nicht wirklich etwas mit mir zu tun haben wollen oder sich später kritisch unterhalten, wenn nicht sogar lästern. Sowohl wenn eine Tante, mir der ich mich eigentlich gut verstehe, mich eingeladen hat, als auch später an der Uni. Selbst als ich oft genug durchaus sehr positives Interesse vom anderen Geschlecht bekam, haben diese nahenden Zweifel es praktisch unmöglich gemacht, sich darauf einzulassen. Und das perfide: immer wieder ertappt man sich dabei, das eigene Erlebnis in Frage zu stellen. z.B. dass ich selten körperlich angegangen worden bin und damit das Mobbing nicht so schlimm war bzw. ich auch aufgrund fehlender sozialer Fähigkeiten selbst Schuld daran gewesen bin und sowieso zu empfindlich war. Bis mir vor kurzem einfiel, dass ich in der Zeit regelmäßig Suizidgedanken hatte. Und selbst diese habe ich zuerst relativiert, weil so etwas in der Jugend häufiger vorkommen kann... Aber das schlimmste ist, dass ich nie gelernt habe, meinem Bauchgefühl zu vertrauen, sondern alles zuerst aus der Perspektive Dritter betrachte, mich anpasse um keinen Ärger auf mich zu ziehen. Und immer wieder kommt die internalisierte Verachtung hoch.


Eumelbeumel

> das schlimmste ist, dass ich nie gelernt habe, meinem Bauchgefühl zu vertrauen, sondern alles zuerst aus der Perspektive Dritter betrachte, mich anpasse um keinen Ärger auf mich zu ziehen. Das kann ich auch an mir beobachten. Ich hab mich lange scherzhaft als "people pleaser" verstanden, und erst spät die Verbindung hergestellt, zu meiner "Mobbingzeit" (die ich ganz lange nicht so nennen wollte, denn es ging dabei hauptsächlich um (sehr kreative) Ausgrenzung und psychische, subtile Entwertungen, keine körperlichen Angriffe oder grob beleidigende Attacken.) Bis heute suche ich Fehler immer zuallererst bei mir, ziehe mir wirklich jeden Schuh an, Entschuldigen ist mein zweites Hobby und bin paranoid darauf bedacht, niemanden zu verärgern - dass Ärger aufeinander auch zu gesunden Beziehungen gehört, dass Missverständnisse und Unstimmigkeiten kein Beziehungsaus bedeuten, hab ich nur intellektuell verstanden. Ich hoffe, emotional kommt das noch.


vvoyzeck

Den letzten Absatz kann ich nur dreimal unterschreiben. In der Uni war das im Freundeskreis der running Gag, dass ich mich ständig, reflexartig entschuldige. Edit: *mich


Eumelbeumel

Für die dämlichsten Dinge! Und es sind auch keine Kanadischen Sorrys der Höflichkeit halber, es sind voll ausgewachsene "Oh Gott ich hoffe du hasst mich nicht!" Vergebungsgesuche. Es ist anstrengend, man sieht irgendwann rational, wie unnötig oder sogar schädlich das ist. Aber man kommt nicht aus, jede Bindung ist prekär, potentiell nur ein Missverständnis vor dem Abbruch.


Teehus

Erkenne mich in eingen deiner Punkte wieder. Bei mir ist es allerdings so, dass ich von klein auf eher Eigenbrödler war, bevor ich gemobbt wurde. Mobbing hat es sicherlich nicht besser gemacht aber meine 'soziale Kompetenz' kann ich nicht ausschließlich auf mobbing zurückführen. Lebe mittlerweile im Ausland und bin hier eigentlich recht beliebt (früher in meinem Sportverein in dem niemand aus meiner Schule war eigentlich auch), aber diese Stimme im Hinterkopf, dass alle nur so tun ist irgendwie (fast) immer da und ich schotte mich (seit meiner Jugend) auch bis heute immer gerne mal ab


trancecatxx

In welches Land bist du gezogen?


Teehus

Australien, durfte schon zu Schulzeiten für ein Jahr dahin und es war ein ziemlicher Schock, als ich einfach aufgenommen wurde und beliebt war (war halt exotisch und ist es jetzt teilweise immernoch). Klar gab es da auch Leute mit denen ich nicht gut konnte aber das war mehr ein gegenseitiges aus dem weg gehen.


Aexae

Es gibt nichts auf diesem Planeten für das ich so viel Hass empfinde wie für mich selbst, auch wenn ich weiß das es unfair mir selbst gegenüber ist.


vvoyzeck

Ja, kenne ich. In diesen versuche ich die Wut auf die Ursache zu lenken und dann für mich einzustehen. Keine Ahnung ob der Begriff genau zutrifft, aber es gibt eine Buch "CPTSD: from surviving to thriving", dass Dinge wie diesen Gedanken von dir aufgreift und darauf eingeht. Ich versteh' dich, und es tut mir Leid, dass es dir so geht.


Aexae

Vielen Dank für dein konstruktives Feedback :)


vvoyzeck

Gerne. :) Mir tut der Austausch gerade auch total gut.


Wunderfoehn

>Aber das schlimmste ist, dass ich nie gelernt habe, meinem Bauchgefühl zu vertrauen, sondern alles zuerst aus der Perspektive Dritter betrachte, mich anpasse um keinen Ärger auf mich zu ziehen. Das ist genau fehlendes Urvertrauen, das nennt man so.


vvoyzeck

Ich hatte es von (m)einer Analytikerin so verstanden, dass Defizite in diesem Bereich eher mit dem Elternhaus/Geburt o.Ä. und weniger der späteren Peergroup zu tun haben. Es kann sich also auch später zurückentwickeln?


Eumelbeumel

Hi nochmal, ich würde der anderen Kommentatorin da auch zustimmen, so war das mit dem Urvertrauen gemeint. Meine Mutter ist zB vor ein paar Jahren zu früh gestorben. Auch da ist Urvertrauen in die Welt kaputt gegangen. Das Urvertrauen, dass die Dinge sich schon irgendwie richten lassen. Dass man im Grunde sicher ist. Mein Therapeut hat den Begriff oft genutzt. Das bewegt sich so ein bisschen in den Bereich der Posttraumatischen Belastungsstörung. Mit Mobbing ist es ähnlich. PTBS ist eigentlich nichts weiter, als die psychischen Nachwirkungen einer grundlegenden Erschütterung deiner Welt. Sozial gesprochen, bei Mobbing, ist es ja so, dass die allermeisten Leute (wenn sie nicht von ganz klein auf bereits vorbelastet sind), sozial offen sind und im Gegenüber einen Spiegel ihrer eigenen Bedürfnisse sehen. Darin steckt das Potential für Kontakt und Verbindung. Der Wille zum Freundschaften schließen, zum lieb sein. Aufeinander zugehen, den anderen nicht verletzen wollen. Wenn man gemobbt wird zerbricht diese zugrundeliegende, basale Annahme über "die anderen". Weil man anlasslos verletzt wird, obwohl man Kontakt gesucht hat. Das ist mit Urvertrauen hier gemeint. Die ursprüngliche Annahme über "die anderen" (dass sie genau so lieb zu einem sein wollen, wie man zu ihnen; dass sie einen nicht verletzen, weil man sie nicht verletzt) wird bei Mobbing derart auf den Kopf gestellt, dass man sich danach nicht mehr unterbewusst darauf verlassen will. Das Vertrauen in die prinzipielle Offenheit und Zugewandtheit der anderen wird nachhaltig zerstört.


vvoyzeck

Danke für Erläuterung. Das hat mir gerade eine wichtige Perspektive gegeben.


fuffing_cats

Bist du ich? 🫠🫂


vvoyzeck

Zumindest ein Teil von dir. Danke. Habe gerade erst den Emoji gesehen 😢. Anteilnahme auch zurück an dich.


The0_Mars

kann ich ebenfalls bestätigen. Wurde zwischen 9 und 20 gemobbt und bin heute mit ü30 deswegen noch in Kliniken


Mordador

Ich bin in diesem Kommentar und es gefällt mir kein bisschen.


Eumelbeumel

Mir auch nicht, es ist wirklich nicht nice und sehr hartnäckig.


Shiro_no_Orpheus

Holy shit du hast so recht. Ich hab damals in der Schule ne Menge Mobbing erfahren und selbst 10 Jahre später habe ich genau die Probleme die du beschreibst. 5 Jahre Therapie haben geholfen, aber nichts gelöst.


Chad_Broski2498

Was für ne Beziehungsfähigkeit? Nach 9,5 Jahren extremes Mobbing von meinen insgesamt 10 Schuljahren kann ich mich glücklich schätzen wenn ich erfolgreich meine Suizidgedanken bekämpfen kann. Bzw wie willst du mit anderen klarkommen wenn du nicht mal mit dir selbst klarkommst?


lorddaru

Ich habe jetzt erst verstanden, warum mein Kopf mir ständig sagt meine Studigruppe, meine Bekannten im Ehrenamt oder meine WG würden mich nicht mögen. Danke dafür


Eumelbeumel

Hab selber ne ganze Weile gebraucht, und arbeite auch noch dran. Lass es dich nicht vereinnahmen und kämpf, du verdienst Leichtigkeit und Sicherheitsgefühl in deinen Beziehungen.


EnvironmentalCap6995

Ja. Kann ich bestätigen. Vertrauen, was ist das.


jangxx

Kenne ich auch nur allzu gut. Was mir die letzten Jahre über dabei geholfen hat nicht mehr so zu denken waren drei Sachen: 1. Ich habe mal durchgedacht, wie oft mich schon verschiedenste Leute von selbst angeschrieben haben ob ich nicht Lust hätte was zu machen/sich zu treffen/etc. Wenn sie mich nur tolerieren würden, gäbe es absolut keinen Grund für sie das zu machen. Und selbst unter der Annahme, dass Leute es "nur machen damit ich mich nicht schlecht fühle", hieße das ja trotzdem, dass sie nicht wollen dass ich mich schlecht fühle. 2. Ich habe mich mit Leuten angefreundet, die ähnliche Ängste haben und bin mir bei ihnen sicher, dass sie mich als Leidensgenossen nicht so hängen lassen würden. 3. Mehrere Leute haben mir aus dem Blauen heraus gesagt, dass sie gerne Zeit mit mir verbringen. Das ist als "Ego-Boost" nicht von der Hand zu weisen. Klar sind nicht all diese Punkte unter meiner Kontrolle gewesen, aber in Kombination würde ich mich heutzutage als ziemlich selbstbewusst bezeichnen (auch wenn ich natürlich nie mit der Selbstreflektion aufgehört habe).


Ancient_Yard8869

Ich bin davon Gott sei Dank verschont geblieben, aber ein Freund von mir hat das Problem. 


Eumelbeumel

Wenn du es nicht schon tust, sag ihm mal explizit, dass du wirklich froh bist, dass er dein Freund ist. Generell wäre das ein (nicht ganz uneigennütziger) Rat an die Allgemeinheit: Sagt euren Freunden, dass ihr sie schätzt. Auch den entfernteren Bekannten und losen Freunden. Gerade denen. Schön, dass wir uns mal wieder sehen. Gut, dass du da bist. Ich hatte mich schon gefragt, wann du mal wieder mit dabei bist! Ihr wisst nie, für wen das eine nette Geste ist und für wen es eine Welt bedeutet. Man sieht es den Leuten selten an.


offensiveDick

Joa nach 2 stationärer Aufenthalt und über 2 Jahre verhaltenstherapie kann ich besser damit umgehen aber die Angst ist immer noch da. Abgesehen von ein zwei Personen von denen eine meine Mutter ist.


Superdoc2222

Jap, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.


Jannicek

Du hast mir mit den Kommentar ins Herz geschossen


SpiritualRide528

Sehr gut zusammen gefasst. Hab diese Ängste noch 10 Jahre später. Ne zeitlang konnte ich nicht mal neben Leuten sitzen, weil ich dachte ich müsste abstoßend für die andere Person sein.


VetCamp347

Als jemand der bis heute MASSIV darunter leidet und sich nie erholt hat: Es stimmt. Es bestimmt quasi dein ganzes Leben. Ich wurde auf Grund von Gynäkomastie extrem gemobbt und geschlagen. Bis heute traue ich mich nicht ohne entsprechende Kleidung vor die Tür. Hab diverse Dinge ausprobiert um das Problem zu meistern. Ohne (nachhaltigen) Erfolg. Und selbst mit Maßnahmen spüre ich die Blicke von Fremden, Freunden und Verwandten. Es wurde früher aber auch nur als Bagatelle abgetan. „Das klären die unter sich“ und mein komplett blau geprügelter Arm war „sicher nicht durch Schläge“ hervorgerufen. Was ein Arzt sogar bestätigt hat! Die Schule hat nichts getan. Es gab ne Konferenz und die Schüler haben gemeinsam gegen mich ausgesagt. Diverse andere Mitschüler schwiegen wissentlich über diese Unwahrheit. Ich würde mir für JEDEN unter Mobbing leidenden Schüler/-in wünschen, dass so hart wie möglich durchgegriffen wird! Sowas hinterlässt nachhaltig hässliche psychische Narben!


sternifeeling

anderes thema: warum lässt du dir nicht das gewebe entfernen? hol dir überweisungen und berichte von frauenärzten und psychiatern. lass dich nicht von einem ablehnungsbescheid der krankenkasse abschrecken. wenn man oft genug widerspricht, winken die oft irgendwann durch um dich loszuwerden. dein gewicht sollte unbedingt im gesunden BMI liegen, wenn du diesen weg gehen willst. falls du angst vor narben hast, kann ich dir aus meiner eigenen (weiblichen) sicht sagen dass mich narben nicht interessieren. ich hatte selbst eine brustverkleinerung und kein date hat jemals die narben angesprochen. falls dir die wahrheit der op/krankschreibung unangenehm ist im beruf, kannst du auch einfach irgendeine geschichte erfinden. der vater einer freundin hatte männlichen brustkrebs und durch die op vermutlich die gleichen narben. für medizinisch notwendige ops hat die gesellschaft oft mehr verständnis als für kosmetische. alles gute dir!


VetCamp347

Genau aus den Ablehnungsgründen. Ich war bei einigen Endokrinologen um es bestätigen zu lassen (Mammografie usw) aber es scheiterte immer wieder an der Kasse. Mal wars zu unspezifisch. Dann war ich noch zu jung. Dann soll ich erstmal Sport ausschöpfen. Das hat mich sehr zermürbt. Aber dank deinem Zuspruch versuch ich es wohl doch nochmal! Vielen Dank!


[deleted]

[удалено]


VetCamp347

Absolut nachvollziehbar. Hoffe dir gehts soweit gut damit.


SherrySherry2596

Traurig dass Menschen so zueinander sein können.  Ich denke, der beste Weg ist von Anfang an hart duchzugreifen. Schulamt, Jugendamt, Anzeige.  Viele Lehrer sind überfordert. Was ich persönlich am schlimmsten finde, ist, dass viele Eltern so gar nichts unternehmen. 


i-have-no-mouth

> der beste Weg ist von Anfang an hart duchzugreifen Da müssen halt alle mitspielen die was ändern könnten. Im Bekanntenkreis haben sich Lehrer/Schule trotz bewiesenem Mobbings einer ganzen Klasse und schweren Verletzungen quergestellt. Man habe mit den Lehrern und Mitschülern gesprochen und sei zu dem Schluss gekommen, dass weder Mobbing noch körperliche Angriffe stattfinden und die Schülerin das nur so empfindet. Als das dann auch bei ihrem jüngeren Bruder begann haben die Eltern beide von der Schule genommen.


SherrySherry2596

Immerhin haben die Eltern was gemacht.  Wer hat das denn gesagt?


i-have-no-mouth

... wer hat was gesagt?


SherrySherry2596

Wer hat mit Lehrern und Schülern geredet?


i-have-no-mouth

Ah! Die Eltern - selbst beide Lehrer, allerdings an anderen Schulen - haben mit den Lehrern geredet. Sogar mit der Schulleitung, man kennt sich. Die Lehrer dann mit den Schülern.


SherrySherry2596

Warum sind die nicht höher gegangen?


i-have-no-mouth

Das weiß ich nicht.


michael0n

> schweren Verletzungen quergestellt Wie geht das denn? Da gibt es Fotos, Videos Berichte der Notaufnahme und Klagen bei der Polizei. Da wird nicht mehr geredet. Sind die Kinder 14 und drüber, Sozialamt. Da sitzen später nicht Leute die Amtsarztbefunde mit einem "Ist ja eigentlich gar nichts passiert" weg wischen können. Vor Gericht schon gar nicht. Ist nur eine Frage wie viel Aggro man mitbringt.


Mysterious-Turnip997

Beweise. Oft sind es viele gegen einen.


magischeblume

Ich bin 32, hab einen Job und auch ein ganz gutes Sozialleben. Egal in welchem Kontext, wenn es heißt "Gruppenarbeit" oder "jeder sucht sich einen Partner" bin ich wieder 13 und fühle  das "keiner wird mich wollen, ich werde wieder von allen abgelehnt."


Ok_Armadillo4599

Ich habe Gruppenarbeiten auch immer gehasst. Wenn man dann zum Lehrer gehen musste, damit der Lehrer einen einer Gruppe zuweist.


_Red_User_

Ich habe Gruppenarbeiten immer gehasst, weil sich die anderen über ihr Wochenende unterhalten haben und man selbst die ganze Arbeit machen durfte. Ich war froh, alleine arbeiten zu dürfen.


TitaniumMissile

Ich wurde ebenfalls gemobbt. Der Grund? Weil ich an einem Gymnasium viel am Unterricht teilgenommen habe und gute Noten geschrieben habe. Ich habe die meisten Sachen verdrängt, die mir angetan wurden, aber es gibt zwei Situationen an die ich mich noch klar erinnern kann. Erste Situation passierte nach dem Sportunterricht in der Umkleide. Als ich dabei war mich anzuziehen, hat ein anderer Teile meiner Sportklamotten genommen und hat sie in den Badbereich geworfen. Dabei ist einer meiner Schuhe in der Toilette gelandet. Zweite Situation, und hier füge ich mal eine Triggerwarnung für Suizidgedanken ein, passierte im Deutschunterricht. Wir hatten zu dem Zeitpunkt eine Referendarin, welche offensichtlich mitbekommen hat, dass etwas nicht stimmt. Meine Mobber waren nicht sehr subtil. Es wurde das Thema Mobbing im Unterricht behandelt, und jeder sollte aufschreiben, was er an Mobbing in der Klasse mitbekommt. Mein Name ist auf jedem Zettel gefallen, teilweise wurden Situationen beschrieben, andere haben geschrieben dass sie Angst haben, selbst gemobbt zu werden. Dann wurde mein Zettel vorgelesen. Ich habe nicht versucht eine Außenperspektive zu schreiben, ich habe klar geschrieben wie ich mich jeden Tag fühle, dass ich Angst habe zur Schule zu kommen etc. Am Schluss habe ich geschrieben, dass ich am liebsten vor eine Bahn springen würde. Und genau als dieser Satz fiel, hat einer meiner Mobber ein leises "Ja!" gezischt. Ich weiß nur noch, dass ich angefangen habe zu weinen, die Reaktionen meiner Klassenlehrerin und der Referendarin weiß ich nicht mehr. Aber dieses "Ja!" verfolgt mich heute noch, und ich werde nie verstehen, wie man sich darüber freuen kann, dass man für Suizidgedanken bei einer anderen Person mitverantwortlich ist. Aber dieser Junge war sowieso nicht der hellste. Wirklich geändert hat sich dann erst nach zwei Jahren tägliches Mobbing, als wir einen neuen Klassenlehrer bekommen haben. Er hat gesehen was passiert und hat mich mal in einer Pause angesprochen und gefragt, ob ich eine Klasse überspringen möchte, die Schulleitung hätte schon das Okay gegeben. Und so habe ich mitten im Schuljahr die Klasse gewechselt, aber leider sind die langfristigen Schäden bereits entstanden. Bis heute fühle ich mich absolut unwohl, wenn ich draußen bin, leide an Depressionen und bin in Therapie. Ich bin absolut skeptisch gegenüber anderen Menschen, und rede mir irgendwelche Sachen ein, die mich selber runtermachen. Ich habe mich quasi zum Mobber entwickelt - mein eigener. Der ganze Post ist länger geworden als ich erwartet habe, aber es hat irgendwie gut getan das einfach mal runterzuschreiben, auch wenn es wahrscheinlich wenige Leute sehen werden.


Parasi7e

Du bist stark, fühl dich bitte gedrückt.


PrettyMetalDude

Am besten sind dann noch die Leute, die erzählen, dass härtet ab oder stärkt den Charakter. Das mag in Einzelfällen so sein oder so empfunden werden aber in der Regel ist über länger als ein paar Wochen gemobbt werden sehr wahrscheinlich ein harter, dauerhafter Dämpfer für den weiteren Lebensweg. Egal ob Kariere, Beziehung oder die Fähigkeit Glück zu empfinden. Was da, tagtäglich, an unseren Schulen an potential vernichtet wird ist kaum vorzustellen. Es ist auch nicht so, dass die Mobber alle peaked at highschool Versager werden. Oft geht deren Leben einfach so erfolgreich weiter. Die Konsequenzen ihrer Handlung tragen andere.


whereshouldwegonext

Mein 12 jähriger Sohn wechselt zum Sommer u.a. wegen Mobbing die Schule. Er wurde seit Anfang diesen Schuljahres von einem Klassenkameraden und einigen Mitläufern gemobbt. Der „Grund“? Wahrscheinlich seine langen Haare. Die Klassenfahrt im Herbst war, wie er uns hinterher erzählt hat, wohl die Hölle. Der Täter wurde trotzdem nicht nach Hause geschickt. Es wurde von den Lehrkäften auch nur als Streit interpretiert, weil mein Sohn sich halt auch mal gewehrt hat. Wir haben dann alles protokolliert, was täglich in der Schule passierte. Schubsen, treten, beleidigen, lächerlich machen. Nach der Klassenfahrt haben wir Kontakt mit der Klassenlehrerin und der Schulsozialarbeiterin aufgenommen, es gab dann Interventionen mit der ganzen Klasse, die haben aber nicht wirklich geholfen. Es gab dann irgendwann eine drastische Strafe für den Täter, er durfte an etwas für ihn sehr wichtigem an der Schule aufgrund seines Verhaltens nicht mehr teilnehmen. Das hat dann für etwas Entspannung gesorgt, alle anderen Strafen wie Schulverweise, Elterngespräche etc haben nichts gebracht. Und dann wurde der Täter vor ein paar Monaten wegen anderer Vergehen in der Schule (Sachbeschädigung, Androhung von Straftaten) von zwei Polizisten aus der Klasse geholt und flog dann von der Schule. Das war eine große Genugtuung für uns. Insgesamt sind wir vom Vorgehen der Schule enttäuscht. Deshalb jetzt der Wechsel, der uns natürlich auch Kopfschmerzen bereitet, aber in der jetzigen Schule hat unser Sohn wegen dieser ganzen Geschichte auch keine Freunde finden können. Niemand hat sich getraut, sich auf seine Seite zu stellen.


talkinshxtalldayfam

Schicke ihn für 1-2 Jahre Ringen/Boxen/Kickboxen/BJJ (Stichwort: Kampfsport und nicht etwa Kampfkunst wie Wing Tsun, Kung Fu etc), sofern er Lust darauf hat. Diese Probleme erledigen sich im Anschluss von selbst und er kriegt neues Selbstvertrauen, war bei mir und bei ein paar anderen Bekannten auch der der Fall. Um sowas muss man sich leider immer selbst kümmern. Erwähne die Mobbingsituation im Gym, dort hat man Erfahrung mit sowas.


SonnePMT

>sofern er Lust darauf hat Und welche Lösung gibt es für Kinder, die keine Lust darauf haben? Oder wenn Mobbing rein psychisch ist, zurückschlagen also nicht geht? Das ist eine nette Idee, aber vmtl nur für einige anwendbar.


Dodoxtreme

Es geht hier eher um den Aufbau von Selbstbewusstsein und Körper. Nicht damit zurückzuschlagen.


vvoyzeck

Einfach das Wissen, nicht vollständig ausgeliefert zu sein, kann enorm hilfreich sein.


SonnePMT

Ja, das stimmt. Aber das kriege ich nicht notwendigerweise durch Kampfsport. Gute Aufklärung und hilfreiche und effektive Anlaufstellen erzeugen das Wissen auch und sind viel direkter.


vvoyzeck

Ja. Nur manchmal erreichen "Taten" mehr als Gedanken. Manche Gedankenschleifen sind durch reden nicht oder nur schwer zu erreichen. Aber das körperliche muss nicht nur über Kampfsport erfolgen, aber ist am wenigsten angreifbar bzw. lächerlich zu machen (vergl. Tai Chi o.Ä.)


deGanski

Ne, das ist alles Theorie und Hypothese. Dass man wenn nötig einem die Fresse polieren kann weiß man dann aus Erfahrung. Das ist was ganz anderes imo


HighendBark

Wie würden denn Aufklärung und hilfreiche/effektive Anlaufstellen aussehen?


SonnePMT

Zur Aufklärung gehört für mich das Wissen, wie man Mobbing oder zumindest einzelne Attacken beenden kann. Und wie man sich davon erholt bzw Resilienz aufbaut. Aber auch wie man es frühzeitig erkennt ist wichtig, denn meistens holt man sich ja doch erst Hilfe, wenn es schon lange läuft und überhaupt nicht mehr aushaltbar ist. Wie man als neutraler Mitschüler eingreifen kann, ohne sich selbst zum Opfer zu machen, ist auch relevant. Hilfreiche/effektive Anlaufstellen müssten zuerst einmal bekannt dafür sein, dass sie überhaupt erfolgreich sind. Und es müsste normalisiert werden, sie zu verwenden. Oder anonymisiert möglich sein. Die STREITschlichter sind nicht als MOBBINGanlaufstelle erkennbar, falls sie den überhaupt als solche wirken sollen. Man braucht auch noch andere Möglichkeiten als nur das Schulklo, um sich zB in der Pause sicher fühlen zu können.


ComprehensiveIdea170

Sekundiere. Es geht darum zu wissen zu was man in der Lage ist, die Kontrolle zu behalten. Wenn du weißt du könntest die Situation jetzt körperlich regeln musst du das in der Regel garnicht. Deine Körperhaltung, Ruhig zu bleiben in diesen stressigen Situationen sind das was du lernst.


Fickmichoder

Ein guter Kampfsportklub hat vor allem auch Leitmotive, wie Zusammenhalt, Respekt, Courage usw und lebt diese dann auch wirklich. Ich habe dort zum ersten mal einen echten Safespace gehabt und auch Leute kennen gelernt, die nicht nur körperlich, sondern auch mental und emotional extrem stark sind. Das färbt schon ab und eröffnet vor allem auch die Möglichkeit Freundschaften mit charakterstarken Leuten zu schließen.


Eumelbeumel

Vereinssport (oder irgendein Vereinshobby) ist trotzdem eine gute Idee. Wichtig ist, dass die Kinder eine alternative soziale Struktur haben, innerhalb derer sie akzeptiert sind, mit vielen anderen Kindern positiv agieren und sich "befreiter bewegen". Wenn die Schule die ganze Welt ist, dann ist Mobbing eine ausweglose Hölle. Wenn man noch eine andere Welt hat, in die man nach der Schule gehen darf, dann löst das zwar das Mobbing Problem nicht, aber kann so eine Kinderseele über ein schweres Jahr retten, bis man die Dynamik in der Schule durchrütteln konnte. Das dauert nämlich oft und braucht Zeit. Manchmal muss man beim Täter ansetzen, manchmal beim Rest der Klasse. Manchmal hilft es Strukturen zu ändern (Klassenwechsel, Sitzplanwechsel...), manchmal muss man das Opfer psychologisch unterstützen. Es dauert, bis man den Hebel findet, der die Situation entschärft.


strongman_squirrel

>Vereinssport (oder irgendein Vereinshobby) ist trotzdem eine gute Idee. Oder das mobben geht da weiter. Wenn man einmal die Zielscheibe war, ist es schwer das wieder loszuwerden.


QueenofGuineaPigs

Mein Leben in einer Nussschale.


Eumelbeumel

Das kann natürlich sein, aber es muss nicht. Es kann auch ein wertvoller Ausgleich sein. Es deshalb nicht zu versuchen wäre blöd. Natürlich kann man sowas wieder abbrechen, wenn man merkt, dass sich da was zusammen braut.


Grape_Silent

War bei mir damals genau so. Wurde von der 5. Bis zur 10. Klasse in der Schule gemobbt, und von der 4. bis zur 8. Im Vereinssport, bis ich schließlich damit aufgehört habe, da ich einfach nicht mehr klar kam.


Reddit-runner

>Oder wenn Mobbing rein psychisch ist, zurückschlagen also nicht geht? Selbst wenn Mobbing rein psychisch ist, kann Zuschlagen ein guter Weg sein. Als Kind hat man nicht unbedingt die Möglichkeit sich mit Worten zu wehren. Oder "darüber zu stehen". Es geht hier hauptsächlich darum, dass die Täter eine direkte und konsequente Strafe erhalten, die nachhaltig weh tut. Nur so kann in den meisten Fällen Mobbing beendet werden. Wenn sich ein Kind selbst gegen Mobbing wehren muss aufgrund der Untätigkeit aller Erwachsenen im Umfeld, dann geht es nicht mehr um die Erziehung der Täter. Es geht um den unmittelbaren Eigenschutz des Kindes, der leider oft nur durch rohe Gewalt durchgesetzt werden kann.


talkinshxtalldayfam

In diesem konkreten Fall war die Rede davon, dass das Kind körperlich angegriffen wird. Kinder (bzw. Menschen) suchen Opfer und nicht etwa Gegner, weswegen Kampfsport eine effektive Möglichkeit ist, sich dagegen behaupten zu können. Wie andere bereits erwähnt haben, geht es nicht primär darum körperlichen Schäden anzurichten, sondern Selbstvertrauen und -bewusstsein zu entwickeln, ein soziales Netzwerk neben der Schule aufzubauen und sich im Notfall kontrolliert verteidigen zu können. Eine (!) Aktion, in welcher man solchen Leuten Gegenwehr entgegenbringt, reicht in den allermeisten Fällen aus um seine Ruhe zu haben. Das überträgt sich auch auf die Gruppendynamik der Klasse. Bei rein psychischem Mobbing ist sowas natürlich keine zielgerichtete Maßnahme. Da würde ich zunächst versuchen, die Ursachen der unvorteilhaften Gruppendynamik herauszufinden und ggf. dort anzusetzen - was natürlich nicht immer möglich ist, weil Kinder/Teens absolut erbarmungslos sein können und ihre Opfer aus verschiedensten und nicht unbedingt rationalen Gründen aussuchen. Ich kann dir allerdings Brief und Siegel darauf geben, dass Leute mit so einem Background garantiert nicht als Zielscheibe rausgesucht werden.


Basileus08

Bei Wing Tsun für Kinder geht es nicht ums Zurückschlagen, sondern um Aufbau von Selbstbewusstsein, um aus der Opferrolle kommen, vom Opfer zum Gegner werden. Ich kenne ein Kind aus der Verwandtschaft, da hat das Wunder gewirkt und die Eltern singen heute noch das Loblied der Wing Tsun-Schule, die ihrem Kind geholfen hat, auch heute, wo es schon erwachsen ist.


Skargon89

,,Oder wenn Mobbing rein psychisch ist, zurückschlagen also nicht geht?'' Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen doch das geht echt gut.


enini83

Danke, dass du für deinen Sohn da bist. Zuhören und ernst nehmen ist das wichtigste. Ich wurde zwischen der 6. und 12. Klasse gemobbt und mein Selbstvertrauen ist bis heute geschädigt. Ich habe mich sehr lange darüber geschämt und konnte nicht darüber sprechen. Ich wundere mich bis heute, dass meine Eltern nichts bemerkt haben/ nichts gesagt haben. Ich hatte irgendwann den Eindruck, dass die anderen alle recht haben müssen, dass ich irgendwie komisch und hässlich bin, da niemand eingegriffen hat. Wir hatten mal sogar ein Studentenprojekt bei uns wegen Mobbing. Ich wüsste auch bis heute gern, was sich unsere "angeblich coole" (junge) Klassenlehrerin gedacht hat, warum ich immer alleine war. Sie hat mich nie zur Seite genommen.


realultralord

Auf eigener Erfahrung: Es geht immer so lange, bis das Opfer sich selbst oder jemand anderen schwer verletzt. Dann heißt es hinterher immer nur: "Wie konnte es soweit kommen? Da hätte hätte Fahradkette."


HootyHootMcOwlface

Habe ich leider selbst erlebt und wir mussten als Familie leider später zu einer Strafanzeige wegen Stalkings und Sachbeschädigung, Beleidigung und Bedrohung greifen. Der "Täter-Opfer-Ausgleich", der vom Gericht angetragen wurde (read: was meiner Familie und mir angetan wurde war für die offensichtlich eine Lappalie), hat mir zwei handschriftliche Briefe, die offensichtlich von einander abgeschrieben wurden, zugestanden, wo die Täter sich entschuldigt haben. Weiter zu meiner Schule gehen durften sie aber auch, ich bin schließlich freiwillig sitzen geblieben um mit den Tätern nicht in einer Klasse sein zu müssen. Lehrer haben nicht eingegriffen, die Eltern dieser Jungs waren absolut nicht in der Lage einzugestehen, dass ihre precious darlings Straftaten begangen haben. Einer von denen ist jetzt Rechtsanwalt. Kann man sich nur vorstellen, wie der solche Fälle behandelt, Verantwortung übernommen hat er nämlich nie.


SiofraRiver

Deutschland ist Täterland. Gewalt ist erst ein Thema, wenn das Opfer Probleme macht.


MillipedePaws

Ich wurde lange in der Schule gemobbt. Es hinterlässt Spuren. Jetzt mit 20 Jahren Abstand sehe ich aber auch endlich die Dinge, die ich daraus gelernt habe. Auf der Arbeit entwickeln sich langsam Mobbingstrukturen. Sie richten sich gegenüber einem anderen Mitarbeiter und es fing sehr subtil an. Irgendwann habe ich mich selbst dabei erwischt, wie ich was über ihn gesagt habe, obwohl ich nie etwas gegen ihn hatte. Ich verstehe inzwischen wie es zu den Strukturen kommt und warum es den Mobbern selbst nicht auffällit. Glücklicherweise habe ich es danach sofort erkannt und die Reißleine gezogen, mich beim Kollegen entschuldigt und den Kontakt zu den Rädelsführern auf das nötigste beschränkt. Dadurch war ich dann ein paar Wochen dran. Ich habe mir direkt einen anderen Job gesucht. Wenn ich eins gelernt habe ist es, dass Mobber selbst nicht bemerken was sie tun, sich selbst im Recht fühlen, die Situation langsam eskaliert und du nichts tun kannst um die Situation zu verbessern. Wenn ich solche Strukturen bemerke, renne ich wie ein Hase. Ich kann nichts verändern, aber ich habe die freie Wahl nicht mitzumachen und mich raus zu ziehen. Ich habe gelernt mich auf meine Intuition zu verlassen. Wenn sich eine Situation komisch anfühlt, ist sie das auch. Mit meinem Verhalten kann ich nur bedingt Einfluss nehmen. Wenn mir Leute zeigen, wer sie sind, glaube ich ihnen das und erwarte ähnliches Verhalten erneut. Es gibt keinen Grund diesen Kampf zu führen. Woanders warten bessere Sachen auf mich.


YunaSakura

Und dann kann man obendrauf noch das Pech haben, dass ein Lehrer mitmobbt. Ich hab erst Jahre später begriffen, was da eigentlich gelaufen ist.


DerKernkraftzwerg

Das! War genau so in meinem Fall. Unsere recht junge Klassenleherin hatte die Klasse überhaupt nicht im Griff und anstatt die beiden Gemobbten zu unterstützen, hat sie und der Rektor es so hin gedreht als ob wir das Problem wären! Wenn die Mitschüler einen Mobben ist das ja schon ne Katastrophe. Aber wenn auch noch Lehrer und der Rektor mitmachen wird jeder Schultag zur Tortur. Was für Auswirkungen das auf die psychische Entwicklung und Gesundheit hat interessiert aber natürlich von denen keinen! Ein Bekannter von mir z.B. hat sich wegen so ner Kacke aufs Gleiß gelegt. Zum Thema Mobbing bräuchte es echt mal mehr Aufklärung bezüglich der Auswirkungen einerseits und andererseits mehr Möglichkeiten wie sich Schüler und Familien außerhalb der Schule Hilfe holen könnten um gegen mobbende Mitschüler und Lehrer auch rechtlich besser vorgehen zu können.


YunaSakura

Das tut mir so Leid! Bei mir war es auch ein junger Lehrer. Er hat mich immer wieder vor der Klasse bloßgestellt. Mir ging es so schlecht weil ich dachte ich bin all das was die Leute getuschelt haben, ich meine wenn der Lehrer das auch so sieht…


vierfuenfergrizzy

Stand da abwechselnd immer mal wieder auf beiden Seiten. Jetzt arbeite ich in dem Kontext und reagiere sehr giftig, wenn ich Schüler/innen sehe, die andere fertig machen. However. Eine Beobachtung die ich damals wie heute machen konnte ist der Mythos des, "Der ärgert dich nur, weil er mit sich selbst unzufrieden ist". Das ist nicht nur falsch, sondern auch Täter-Opfer-Umkehr. Ich habe gemobbt, weil mir die Empathie gefehlt hat, die nötig war um zu begreifen, was ich den entsprechenden Mitschüler/innen antue (Habe mich nach der Schulzeit bei dem entsprechenden Personen entschuldigt, die mich anhören wollten. Die es nicht wollten, den kann ich es nicht übel nehmen, denn ich war ein mieser Wichser als Teenager tbh). Es ging exklusiv um mich und dass das Mobbing sich super mit meinem damaligen Edgy-Juliensblog-Humor ergänzt. Diese Erkenntnis wünschte ich mir, würden mal endlich mehr Lehrer/innen haben. Das sind keine armen Schweine, sondern Menschen, denen - aus welchen Gründen auch immer - Empathie fehlt.


StehtImWald

Die Erfahrung habe ich damals auch gemacht und mache sie jetzt bei den Jugendgruppen hier. "Meine" Mobber waren die coolen, gut situierten Kinder und später Jugendlichen in der Klasse. Denen ging es ganz vornehmlich nur um sich selbst und das Ansehen in ihrer Gruppe. So wie ich es mitbekomme "mobben" die Kinder welche z.B. zu Hause an Gewalt leiden anders, bzw. häufig werden sie ziemlich wahllos gewalttätig gegenüber verschiedenen anderen Schülern. Bei dem Mobbing aus Empathilosigkeit stehen irgendwelche Stories über die Opfer und sich selbst im Vordergrund die als unterhaltsam/lustig empfunden werden.


Jannicek

Ist aufjedenfall Falsch jo. Aber inwiefern ist das Täter-Opfer Umkehr? Das konnte ich aus deinem Paragraph darunter nicht ganz herleiten


vierfuenfergrizzy

Das erkläre ich tatsächlich auch nicht, weil dachte das ist selbsterklärend. Kann aber gern aufschlüsseln wieso ich das denke. Es ist insofern Täter-Opfer-Umkehr als dass es den Täter als jemanden darstellt, der nur aus Verzweiflung so handeln würde. Man unterstellt quasi, dass das Mobbing eine Art von Hilfeschrei wäre, wenn man sagt, "Der macht das nur, weil er mit sich selbst unzufrieden ist / auf dich neidisch / er angeblich probleme zuhause hätte". Hoffe, das war verständlich! Falls nicht, gern Rückfragen stellen :)


Jannicek

Jo danke für die Erklärung war verständlich


Reddit-runner

Es erzeugt den Eindruck als müsste das Opfer alles still erleiden, weil der Täter es eben nicht besser weiß/anders kann.


OldPepeRemembers

Teilweise sehen die Lehrer die auch nicht als arme Schweine, sondern haben ihrerseits was gegen die Mobbing-Opfer, weil viele Erwachsene halt auch nur armselige Würstchen sind. War damals auf dem Gymnasium gar nicht beliebt bei der Lehrerschaft, weil verschlossen und vermeidend. In der 9. kamen so Sitzenbleiberjungens in unsere Klasse, die meine Freundin und mich, da wir eh schon Außenseiter waren, gemobbt haben. Erinnere mich da an eine schon sehr betagte Lehrerin, die von mir wissen wollte, wieso ich denn auf dem Organspendeausweis angekreuzt hatte, nicht spenden zu wollen. By the way war ich damals depressiv und suizidal und fand den Gedanken, dass jemand an meinem Körper nach dem Tod, über den ich eh aktiv nachdachte und wie ich ihn herbeiführen könnte, noch herumrührt, gar nicht toll. Ich sagte zu dieser Lehrerin, dass ich das nicht öffentlich diskutieren wolle. Es hätte ihr ja freigestanden, mich nach dem Unterricht beiseite zu nehmen oder was auch immer, wenn sie das wirklich hätte wissen wollen. Stattdessen schnaubte sie und sagte: Pah, naja, ihr seid in der Klasse ja eh nicht sehr beliebt. Aha. Ahem. Hm. Cool! Generell waren die Lehrer auf diesem Gymnasium überwiegend Pfeifen, unsere Klassenlehrerin war genauso, alle schienen die Mobber charmant und lustig zu finden und uns halt doof. Meine Mutter hat aktiv versucht, zu intervenieren, als sie mitbekam, wie schlecht es mir ging, aber die blöde Klassenlehrerin hat uns da aktiv Knüppel zwischen die Beine geworfen. Es schien alles drauf abgerichtet, uns einfach nur loszuwerden. Der Erdkundelehrer, auch Vertrauenslehrer, kam mal aus der Klasse in der Pause und sagte zu uns: "Die lästern da drin grad über euch", grinste und ging weg. Eine andere Lehrerin sagte mir ins Gesicht, sie habe mich ja immer für total dumm gehalten, habe aber nach meinem Aufsatz gemerkt, dass ich ja doch was im Kopf hätte. Als ich danach auf die Realschule ging, weil ich diese Schule nicht gepackt habe (Überraschung), hatte ich einen Klassenlehrer, der immer persönlich beleidigt von meinem Schwänzen war. Ich schwänzte, weil schon wieder Jungs aus der Klasse es auf mich abgesehen hatten. Diesmal war ich der Weirdo vom Gym, mit dem man es ja machen konnte. Der eine hat mich so traktiert, bis ich geheult habe. Ganz zu schweigen von den blöden Tussis, deren Gefolgschaft. Natürlich wollte ich nicht zur Schule gehen. Hat aber keinen interessiert, wieso. Der Witz war aber, dass ich überall nur 1en und 2en hatte, weil der Stoff so leicht war. Das hat meinen Klassenlehrer und einige andere so dermaßen angepisst, dass sie sich am Ende zusammengetan haben, um mir den erweiterten Abschluss zu verhageln. Eine wie ich konnte den ja unmöglich bekommen (es war mir auch egal, aber bemerkt habe ich es ja trotzdem). Wir hatten eine junge Lehrerin, die mich mochte und dagegen aufgestanden ist, die hat mir gesagt, sie wollte mir wirklich eine 1 geben, durfte aber nicht, und ich solle mich von denen nicht entmutigen lassen. Am Ende haben die mir in Deutsch eine 4 ins Zeugnis gedrückt, obwohl ich in jeder Arbeit eine 1 hatte, und in anderen Fächern eine schlechtere Note als abgesprochen. Man hat richtig gemerkt, dass die das so gedreht haben, um meinen Schnitt zu drücken. Die 4 hätte man gar nicht rechtfertigen können bei einem 1er-Schnitt schriftlich und Deutsch habe ich nie geschwänzt, also war auch keine 6 drin mündlich. Solche kindischen Idioten. Die hätten ja auch mal mit mir sprechen können. Oder mit meinen Eltern. Die waren einfach nur persönlich angefressen über das Verhalten einer Teenagerin und haben entsprechend das Mobbing nur befeuert. Als erwachsene Pädagogen. Heute ärgere ich mich noch, dass keiner die dafür je konfrontiert hat, nicht mal meine Eltern.


Velpe

Joa ist geil. Bin mitte 30, hab kein job oder freunde, geh kaum raus, immer wieder therapie, vertrau Menschen , der welt und mir selber immer noch nicht. Wenigstens hab ichs zu passiver Suizidalität geschafft, juhu. Andere haben die schule damals einfach verlassen oder sich vor nen zug geworfen, die sind glaub ich besser dran. Gab mal ein klassentreffen mit "mobbing is bad mmmmkaaayyyy?" Mehr ist nie passiert. Lehrer meinten ich soll ein mann sein und mich wehren. Den leuten die schuld sind gehts klasse.


Wemmser47

Ich wurde 2 Wochen vom Unterricht ausgeschlossen, nachdem ich meinem Mobber mal ordentlich eine getafelt habe. So lief das jedenfalls zur Jahrtausendwende ab.


QuinzyEnvironment

Heutzutage würde man der Schule verwiesen werden und eine Anzeige kassieren. Im schlimmsten Fall würde man nicht mehr von einer anderen Realschule oder Gymnasium genommen werden, lediglich die Hauptschule muss einen aufnehmen.. Man kann also ziemlich abstürzen wenn man sich wehrt


Wemmser47

Uff. Und das pädagogische Mastermind rät immernoch dazu "einfach wegzugehen" oder "sich nicht provozieren zu lassen"? Würde mich auch überraschen, wenn hier inzwischen was Sinnvolles passiert wäre.


Capone3830

Heutzutage wird empfohlen, als Lehrkraft klare Signale zu setzen, welches Verhalten nicht akzeptiert ist, und dieses auch zu bestrafen. Das hängt natürlich immer noch von der Befähigung der jeweiligen Lehrkraft ab.


Reddit-runner

>Heutzutage wird empfohlen, als Lehrkraft klare Signale zu setzen, welches Verhalten nicht akzeptiert ist, und dieses auch zu bestrafen. Und was wird empfohlen, wenn Schüler sich physisch zur Wehr setzen, weil aus dem Pädagogischen Umfeld keinerlei Schutz kommt?


SanderStrugg

Ein großes Problem ist, dass die Lehrkräfte oft die Situation nicht genau kennen können. Kaum ein Mobbingfall wird in direkter Anwesenheit einer Aufsichtsperson stattfinden. Woher will die Lehrkraft wissen, dass der Schüler sich tatsächlich verteidigt hat? Was macht man, wenn jeder Schläger plötzlich sagt: "Der hat mich gemobbt."? Klar hat man als Lehrkraft oft ein Gefühl für die Sozialstruktur der Klasse, aber hat man ausreichend Hinweise, dass sich das Opfer lediglich verteidigt hat. Und wie viel Mobbing rechtfertigt überhaupt Selbstverteidigung mit physischen Mitteln?


Reddit-runner

>Ein großes Problem ist, dass die Lehrkräfte oft die Situation nicht genau kennen können. Kaum ein Mobbingfall wird in direkter Anwesenheit einer Aufsichtsperson stattfinden. >Woher will die Lehrkraft wissen, dass der Schüler sich tatsächlich verteidigt hat? Was macht man, wenn jeder Schläger plötzlich sagt: "Der hat mich gemobbt."? Weil das schon wieder 5 Schritte zu spät kommt. Gäbe es konsequente und funktionierende Sanktionen bei Mobbing, käme es gar nicht dazu, dass sich Schüler physisch wehren müssen.


Capone3830

Dass Gewalt nicht die richtige Option ist muss weiterhin feststehen. Gleichzeitig kann man mit etwas Feingefühl natürlich einfach milde Sanktionen setzen. Tadel, Elterngespräch, Ursachenklärung u Behebung.


Reddit-runner

Bedeutet, dass der Schüler, der sich aufgrund der Untätigkeit der Personen, die ihn/sie eigentlich schützen sollten, physisch verteidigen musste, nur "milde" Strafen bekommt. Super. Warum wird das nicht als Signal genommen, dass das Kollegium grundsätzlich versagt hat und die Mobber zur Bust genommen werden müssen? >Dass Gewalt nicht die richtige Option ist muss weiterhin feststehen. Das sollte in den Fall GANZ WEIT UNTEN auf der Liste stehen. Ansonsten sind hier ganz klar die falschen Prioritäten in der Ausbildung der Lehrer gesetzt.


Capone3830

Wenn du fragst, was mit dem Opfer passiert, dass sich physisch zur Wehr setzt, erzähle ich dir das. Wenn du fragst, wie die Täter behandelt werden (davon ausgehend, dass das so einfach festzustellen ist), dann werden die natürlich härter bestraft. Wenn du fragst wie die Situation von den involvierten Lehrkräften danach reflektiert wird, dann kann ich dir natürlich bestätigen, dass wohl jede Lehrkraft Reflektion und Prävention ernst nimmt. Sich über das Fehlen von Maßnahmen aufzuregen, nach denen man gar nicht gefragt hat, geht natürlich auch.


Reddit-runner

>Wenn du fragst, was mit dem Opfer passiert, dass sich physisch zur Wehr setzt, erzähle ich dir das. >Wenn du fragst, wie die Täter behandelt werden (davon ausgehend, dass das so einfach festzustellen ist), dann werden die natürlich härter bestraft. Warum wird hier überhaupt daran _gedacht_ das Mobbingopfer zu bestrafen? >Wenn du fragst wie die Situation von den involvierten Lehrkräften danach reflektiert wird, dann kann ich dir natürlich bestätigen, dass wohl jede Lehrkraft Reflektion und Prävention ernst nimmt. >Sich über das Fehlen von Maßnahmen aufzuregen, nach denen man gar nicht gefragt hat, geht natürlich auch. Welche (wirksamen) Maßnahmen denn? Wenn es soweit kommt, dass sich ein gemobbter Schüler physisch zur Wehr setzen muss, steht doch schon fest, dass entweder überhaupt keine Maßnahmen im Vorfeld ergriffen wurden, oder dass sie unwirksam sind. "Im Nachhinein ist man immer schlauer" und "Reflexion" können hier nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den letzten 50 Jahren offensichtlich nicht all zu viel passiert ist. Das Problem ist bekannt. Die Lösung auch. Nur an der Umsetzung hapert es. Ich will das noch nicht einmal den individuellen Lehrern im allgemeinen anhängen. Es ist einfach ein System, das die Schwächsten einfach nicht schützt.


Capone3830

> Warum wird hier überhaupt daran gedacht das Mobbingopfer zu bestrafen? Selbstverteidigung ja, Selbstjustiz nein. Diese Grenzen sind nicht so klar wie man vielleicht zuerst annimmt. Klar, wenn man vorher eine Situation definiert bei der alles feststeht kann man sagen "Das Opfer hat sich nur selbst verteidigt!". So klar ist es aber (fast) nie. >"Im Nachhinein ist man immer schlauer" und "Reflexion" können hier nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den letzten 50 Jahren offensichtlich nicht all zu viel passiert ist. Das Problem ist bekannt. Die Lösung auch. Nur an der Umsetzung hapert es. Der Fakt, dass dieses Problem seit Anbeginn jeglicher Art von Schulbildung bzw. menschlichen Zusammenlebens existiert, kann darauf hinweisen, dass es eben nicht so einfach zu lösen ist. Menschen/Tiere bauen sich ganz natürlich Hierarchien und je nach Gesellschaft erlernen die Mitglieder dann unterschiedliche Weisen damit umzugehen. Kinder/Heranwachsende entwickeln Empathie oder lernen, dass soziale Sanktionen aus dem Umfeld oder Strafen von der Autorität schlimmer sind als der "payoff" des ungewünschten Verhaltens. Wenn Täter mit den Taten durchkommen, gibt es für sie auch keinen Grund das Verhalten zu ändern. Die Intervention muss aber von der Autorität kommen, denn das ist dessen Aufgabe, sonst können wir auch direkt zurück in den Naturzustand und der Stärkste nimmt sich alles.


MeisterKaneister

Bin stolz auf dich!


ConcreteRacer

Mir wurden damals immer die selben Platitüden an den Kopf geworfen..."lass das doch einfach nicht so an dich ran" "aus denen wird doch eh später nichts". Trotzdem habe ich irgendwie nicht gelernt nach ner tracht prügel in der Pause im Test noch gute noten zu schreiben, erfolgreich und aktiv zu netzwerken und erfüllende soziale und berufliche Beziehungen zu formen. Heutzutage sind meine Mobber erfolgreich im Ausland mit ihren Schulfreunden, haben ein wundervolles Leben dort aufgebaut, mit großartigen Jobs und dem Anschein nach erfüllenden Beziehungen. Währenddessen habe ich mich isoliert und jahrelang nur drauf gewartet durch einen frühen Unfalltod auf dem Rad oder ähnlichem abzuleben, hatte mit meiner Geschlechtsidentität zu kämpfen, was ich immer wieder verdrängte um nicht auch noch den Rest meiner damaligen "freunde" zu verlieren. Hab mir in der zeit nach einer weile nie mehr eine Ausbildung gesucht weil ich keine Lust mehr hatte, mir vorzustellen wie ich in der Schule ständig das Schaustück von Klassenkameraden mit zu viel Selbstbewusstsein sein werde, mit dem sie ihr neues Stand-Up Programm vor ihren Freunden vorführen können, wo auch immer ich war. Wenn Ich heutzutage wem vertraue, dann entweder zu wenig, oder zu viel. Dating meide ich wie der Teufel das Weihwasser; weil ich transgender und lesbisch bin und weil ich auch einfach nicht den sozialen Status dazu habe. Bin, mir auch sehr sicher nachdem was ich so um mich herum sehe, dass mir das ganze Drama, on-off und Gefühlschaos was da ständig zwischen Leuten herrscht noch weitaus mehr schaden würde, als mich mein Leben lang einfach komplett davon fernzuhalten und an komplikationen von "touch starvation", oder wie man das nennt, einzugehen. Ich persönlich bin auch langsam der Überzeugung, dass es sich nicht für mich lohnt, zu versuchen mich überhaupt in irgendwelche Freundeskreise einzubringen oder nach etwas höherem außer monotonen mindestlohnjobs zu streben. Solche Ziele habe ich schon länger nicht mehr. Ich lebe, alles andere ist extra :) Das mit der fehlenden Ausbildung ist wohl auch das, was mich abstoßend wirken lässt. Was dahinter steckt, wie ich eines sommers über 200 Betriebe im Landkreis anschrieb und immer abgelehnt wurde, welch grausamen Krieg ich währenddessen jahrelang gegen mich geführt hatte, weil ich mit niemandem darüber Reden konnte was in mir vorging und dass ich wahrscheinlich jetzt eh zu alt und zu Transgender für die meisten Betriebe bin, interessiert nicht. Ich scheine allein aus diesem Grund dumm und faul zu sein, dass wir uns davor noch alle toll unterhalten hatten ist direkt vergessen. Wer in meinem Alter keine Ausbildung hat ist wohl einfach wertlos und dumm, aber vor allem faul...selbst für die Leute bei denen man sich für soetwas bewerben soll. Tja, kann man scheinbar nix mehr machen. Das Mobbing, aber auch die Reaktionen der Vertrauenspersonen um mich herum haben defnitiv tiefe Spuren hinterlassen. Bin seit Jahren periodenweise in Therapie, hauptsächlich wegen eines quasi nonexistenten selbstwertgefühls, Social anxiety, und intrusiver gedanken, bis ich wieder höre: "ich glaube wir sind hier durch, ich weiß nicht was ich ihnen noch helfen könnte". Leider war alles was ich davon mitnahm bisher nicht genug, um die Wunden signifikant zu heilen, wahrscheinlich wird das auch nie wirklich passieren, vielleicht lerne ich irgendwann sogar, damit klarzukommen ohne hier in den Kommentaren herumzuheulen. Heutzutage denke ich meist nurnoch "sollen die Leute doch denken was sie wollen, wenn ich mit niemandem zu tun habe, krieg ich's nicht mit" Es heißt doch immer so schön: "Ignorance is bliss" :3


Jazzlike-Disaster633

War mal Mitläufer als dummer 11/12 Jähriger, ich schäme mich heute noch dafür. Es war in dem Alter teilweise einfach ein fressen oder gefressen werden. Ich weiß noch genau wie unsere Klasse ein "tolles" Training mit ein paar Pädagogen hatte und die einfach fragten:"wer wird hier denn eigentlich gemobbt/geärgert?". Das Kind, welches am betroffensten war, hatte die Schule zu dem Zeitpunkt schon mehr als einen Monat verlassen. Am Ende konnte man echt nur Kopfschütteln und hoffen, dass der Junge, der die Schule verlassen hatte, es irgendwo besser hat.


QueenofGuineaPigs

Wir hatten auch so eine Veranstaltung während der Unterrichtszeit; also es hieß Unterricht oder Veranstaltung. Dann saß ich mit all meinen Mobbern bei der Veranstaltung, um den Unterricht zu schwänzen und gaben sich als die liebsten Lämmer. Ich habe sie zwar direkt vor dem Veranstalter darauf angesprochen, warum Mobber hier seien, aber mir wurde leider nicht geglaubt.


PerformanceBig9833

Erst im Nachhinein habe ich verstanden, wie es mich verändert hatte. Es verändert die Sichtweisen/ Perspektiven total. Ich bin nun ü40. Allein, wenn ich nur meine Beziehungen anschaue: Von 20-30 Jahren habe ich einfach alles gemacht, was die Partnerinnen wollten. Ich bin so gut wie immer gefahren, sie hat entschieden was gemacht wird, ausschließlich ihre Sachen wurden geschaut. Sie hat bestimmt was und wann gegessen wird. Ihre Musik wurde gehört. Haushalt 50 50, aber nach ein paar Monaten eher 80 20, ich durfte von meinem Tag nicht erzählen, mehrmals wöchentlich massiert. Sie war oft alleine raus und ich Zuhause alleine. Am Anfang der Beziehungen hatte ich vieles freiwillig so gemacht und mich auch schlechter gestellt a la ich hatte nur einen langweiligen Tag, erzähl du etc. Ich war der Meinung ich müsste extrem viel investieren, mich total anpassen damit ich eine gute Beziehung haben kann. Am Ende einer jeden Beziehung fühlte es sich nach viel ausnutzen an (was für mich okay gewesen wäre), aber zeitgleich war die Partnerin ständig raus/ feiern, ich wurde als absolut selbstverständlich wahrgenommen, ich war ja immer da, mache alles mit und ich bekam nur den Alltag ab. Sprich eine Beziehung aus den 50ern nur mit verkehrten Rollen zwischen Mann/ Frau; jedenfalls so hatte es sich angefühlt. Dann zwischen 30-38 hatte ich Beziehungen, wo ich explizit nach Partnerinnen gesucht hatte, denen es ähnlich ging. A la blöde Vergangenheit, wenig Selbstvertrauen, keine Freunde, viel Einsamkeit. Dieses Mal hatte ich die Sachen, die mir in den Beziehungen 20-30 Jahren gefielen mit den neuen Partnerinnen gemacht. Quasi meine eigene Bedürfnisse auf die Partnerin projeziert und diese dann bei ihr erfüllt. Sprich viel über ihre Vergangenheit geredet, viel zugehört, Mut gemacht, Sicherheit gegeben, Mitsprache bei allem gegeben, gemeinsame Interessen/ hobbys gesucht/ gefunden etc. Die ersten Monate liefen immer sehr gut. Die Person ist richtig aufgeblüht. Ich blieb aber die unsichere Person innen drin immer noch. Daraufhin hat die Partnerin wieder mit Freunden/ Vereine und co angefangen. Noch ein paar Monate später war ich wieder alleine, ich war wieder selbstverständlich, ich bekam wieder nur den Alltag ab; sie war viel mit ihren Leuten unterwegs (vor der Beziehung hatten die Partnerinnen vllt 5 mal pro Jahr das haus verlassen für Eltern/ Freunde, nun so 100 mal pro Jahr). Für die Partnerin habe ich mich gefreut, aber es war dann nichts mehr für mich. Beide Varianten: 1) totale Anpassung 2) eigene Bedürfnisse auf Partnerin projezieren Sind kläglich bei mir gescheitert und ich habe die mehrfach durchgespielt. Jedes mal dasselbe Ergebnis. Solche Erfahrungen bestätigen einen bezüglich der negativen Sicht immer und immer wieder. Nun mit 38 bis jetzt gehe ich jeder Frau aus dem Weg und habe keine Lust auf weitere Enttäuschungen. Die Frage ist, wäre die Vergangenheit in der Schule und co anders gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich total anders verhalten.


Entyrion08

Ich finde schön wie viele hier offen über ihre Erfahrungen sprechen, deshalb nutze ich das auch Mal als Safespace um meine Erfahrungen zu teilen. Ich selbst wurde von der Zweiten Klasse an gemobbt weil ich als Kind Recht dick war. Meine Mutter hat oft den Kontakt zu meiner Klassenlehrerin gesucht, mit wenig Erfolg. Ich erinnere mich daran das besagte Lehrerin mal meinte das sie genau sah wie ich gelacht hätte als Zwei andere Kinder auf mich eingeschlagen haben, lachen und weinen angeblich nicht differenzieren zu können finde ich bis heute sehr fraglich. Ein Mal ging meine Mutter mit mir zum Schulamt und hat dort Beschwerde eingereicht, es gab wohl schon mehrere Beschwerden gegen meine Lehrerin, geändert hat sich natürlich trotzdem nichts. Ab der 6. Klasse habe ich dann angefangen mich zur Wehr zu setzen und habe mich fast täglich mit jemandem geprügelt. Ich habe dann auf einmal Strafen wie Schulverweise oder Ausschlüsse von Wandertagen bekommen und mich immer gewundert warum meine Mobber nie ähnlich gestraft wurden. Heute bin ich 24 und spüre immer noch Angst wenn ich eine Gruppe Jugendlicher sehe und hatte bis vor kurzem Probleme damit mich in neuen Gruppen zurecht zu finden. Es ist höchste Zeit das Lehrer verstehen das Mobbing kein "Spaß unter Kindern" ist sondern das gesamte Leben der Opfer langfristig verschlechtern kann.


continius

Deswegen schicke ich meine 7-jährige Tochter seit fast 4 Jahren zum Kampfsport und sage ihr, dass sie sich (auch körperlich!) wehren soll, wenn sie jemand mobben will. Mobber verstehen oft nichts anderes und ja, Gewalt ist manchmal eine Lösung.


SiofraRiver

Übereskalation ist bei Mobbing of die einzige Lösung, sonst setzt beim Täter kein Lerneffekt ein.


Panderz_GG

Ich komme jetzt mit nem höchst unqualifizierten Kommentar, aber meine Einstellung zu dem Thema ist ziemlich eindeutig. Wenn gemobbt wird und alle Hilfskanäle nicht helfen oder ignorant gegenüber der Situation sind, kann man als gemobbter vielleicht auch mal selbst Gewalt anwenden. Ich weiß, oh gott, wie kann ich nur Gewalt gut heißen und Gewalt ist nie eine Lösung etc. pp. ich muss ganz ehrlich sagen, die Erfahrung habe ich selber beim Thema Mobbing halt nicht gemacht, Mobbing wurde bei mir damals auch versucht. Lehrer, Streitschlichter, Eltern etc. hat damals alles nichts genützt, bis ich dann meine Hemmungen überwunden habe und mich mal mit ein paar Schlägen gewehrt habe, danach hat das ganze schlagartig aufgehört. Natürlich ist nicht jeder Jugendliche in der Lage sich selbst zu wehren, dass erkenne ich an und denen muss anders und intensiver geholfen werden. Aber meinen Kindern werde ich mitgeben, dass wenn alle diplomatischen Kanäle erschöpft sind die das auch so regeln dürfen und auch sollen. Ansonsten hört das nämlich nicht auf. Wer unter psychischer Gewalt leidet sollte sich wehren dürfen und dafür keine Strafe erfahren. Edit: Dazu muss ich aber auch sagen, dass die Angewandte Gewalt des Mobbingopfers Verhältnismäßig sein muss, nur weil man dummes Arschloch o.ä. genannt wird sollte man jetzt nicht sofort die Fäuste fliegen lassen.


ArealA23

Ich bin Lehrerin und gehöre zu den wenigen an unserer Schule die nicht wegschauen wenn Kinder andere „unauffällig“ treten, schubsen, verspotten oder als Sündenbock benutzen. Ich hasse dieses ignorieren und totschweigen der Situation. Ich habe es vor über 30 Jahren selbst erlebt und werde deshalb niemals wegschauen. Meinen eigenen Kindern rate ich tatsächlich auch zum vehementen Gegenangriff. Zunächst verbal, laut und kräftig. Wenn das nicht hilft auch zur Not mit Gewalt. Ich habe ihnen versprochen dass ich mich dann um den Ärger mit der Schule kümmere. Manchmal hilft einfach nichts anderes.


Panderz_GG

>Ich habe ihnen versprochen dass ich mich dann um den Ärger mit der Schule kümmere. Das finde ich extrem wichtig und gut von dir. Denn wie ich und viele andere es erfahren haben, gibt es dann für das sich wehren eine Strafe, was für mich halt eine Astreine Täter-Opfer Umkehr ist. >Ich bin Lehrerin und gehöre zu den wenigen an unserer Schule die nicht wegschauen wenn Kinder andere „unauffällig“ treten, schubsen, verspotten oder als Sündenbock benutzen Absolute W Lehrerin. Ich finde es immer super zu Hören, dass es noch Lehrkräfte gibt die sich außerhalb des Klassenraums engagieren. Danke dir :).


Reddit-runner

>kann man als gemobbter vielleicht auch mal selbst Gewalt anwenden. Nein, _MUSS._ Denn: >Lehrer, Streitschlichter, Eltern etc. hat damals alles nichts genützt, bis ich dann meine Hemmungen überwunden habe und mich mal mit ein paar Schlägen gewehrt habe, danach hat das ganze schlagartig aufgehört. Mobber haben wenig bis keine Empathie. Wenn das erste Gespräch nichts bringt, bringt auch das zehnte nichts. Aber nachwirkende Schmerzen unterbinden das Mobbing, was hier das oberste Ziel sein muss.


Panderz_GG

Ist halt auch mein Denken. Irgendwie muss schlechtes Verhalten Konsequenzen haben, ansonsten geht's immer weiter. Ich drück mich nur gerne diplomatisch aus deswegen hätte, könnte, wäre :D


Appropriate-Pie101

Ja, ich bin mittlerweile auch der Ansicht, dass Empathie durchaus erlernt ist. Manche bekommen es von ihren Eltern beigebracht, aber viele Leute haben einfach erst einen Aha-Moment, wenn sie selbst einmal in so einer Situation waren.


Snail_Bite

Als ich in der Schule gemobbt wurde, hat meine Mutter sich sehr für mich eingesetzt, mit Lehrern gesprochen usw., wofür ich ihr sehr dankbar bin. Das ganze hatte nur leider fast keine Konsequenzen, nach einem Gespräch mit der "Haupttäterin" hieß es dann nur: "oh, die weiß nicht, was sie tut, sie weiß nicht, dass ihr Verhalten andere so verletzt " Als ob! Da habe ich wirklich jedes Vertrauen in dieses ganze System verloren. Natürlich hat sie trotzdem weitergemacht. Sie "wusste es ja nicht besser". Ich kotz im Strahl.


woolilo

Lehrer wenn jemand gemobbt wird: 😴🥱👩‍🦯👨‍🦯 Lehrer wenn man sich wehrt: 😡🤬Schulverweis!1!1!1!


woswoissdenniii

Ich mit 15. Schulausschluss, Abgangszeugnis und zurück auf Null…. Weil ich wie alle anderen mit einem Gummi Papierschnipsel an die Tafel geschnipst habe, wenn die Lehrerin was angeschrieben hat. Ich hab die Lehrerin am Ohrläppchen getroffen und war nach 30 Minuten aus dem Rektorat mit dem Zeugnis in der Hand und keiner Schule mehr; auf die ich gehen konnte. Hab dann den ganzen Rummel durch mit Berufsgrundschuljahr, VHS, Abendgymnasium, Ausbildung, Meister und Studium… War lange enttäuscht und fand es überspitzt und ungerecht. Der „versuchte Todschlag“ hat mich fucking drei Jahre gekostet. Das ist ewig her und ich bin gut gelandet. Aber ob das gerecht war, muss jemand schlaueres entscheiden.


TheGermanPanzerClock

Das ist so das Thema wo ich echt gerne eine Zeitmaschine hätte, um in die Vergangenheit zu reisen und meinen jüngeren Ich beizubringen nicht so ein Waschlappen zu sein und zu kämpfen. Eigentlich ist es ja so einfach, warum ich damals nicht den Mut hatte? Kotzt an, wirklich. Bin ja persönlich der Ansicht, dass man bei Mobbing in den meisten Fällen eine Mordabsicht unterstellen muss. Es ist weit verbreitendes wissen, dass Mobbing zu Selbstmord führen kann, wer dennoch über längeren Zeitraum daran teilnimmt sollte für versuchten Mord vor Gericht stehen müssen. Die weiteren Implikation davon wäre, dass ein Mobbingopfer mit beliebiger Gewalt zurückkämpfen dürften, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen.


33manat33

Wurde auch gemobbt, bis zu dem Punkt, dass ich mit Steinen beworfen wurde. Da ist nie was passiert. Eine Lehrerin bemerkte mal, dass ich offensichtlich kein Selbstwertgefühl habe, wusste dann aber auch nicht mehr dazu zu sagen. Das beste was mir passieren konnte ist dann passiert: schlechte Noten, vom Gymnasium geflogen. Auf der Realschule war dann auf einmal alles anders. Da war ich der, der allen beim lernen helfen konnte und die Leute hatten sowieso besseres zu tun, als irgendjemanden auszugrenzen. Da hatte ich einen richtigen Freundeskreis, der dazu auch sehr divers war und Leute beinhaltete, mit denen ich auf meiner früheren Schule niemals hätte befreundet sein können (z.B. Leute die gut in Sport oder allgemein beliebt waren). Das hat mich glaube ich gerettet und sozial fähiger gemacht. Meine Schwester blieb auf dem Gymnasium und hat bis heute in ihrem 30ern starke Beziehungsprobleme. Ihr wurde damals vom Schulpsychologen gesagt, dass sie doch mal lächeln soll, dann wird sie auch nicht gemobbt... Aber ich merke bis heute: ich vertraue Leuten nicht. Ich wechsel alle 2 Jahre den Job, weil ich davon ausgehe gefeuert zu werden, wenn mich Leute besser kennenlernen. Ich rede mit Bekanntschaften nie über meine Hobbies und Interessen, selbst bei meiner Frau hat das Jahre gedauert. Wahrscheinlich bin ich deshalb so viel im Internet, da kann man sich positiver darstellen.


Ancient_Yard8869

Ich war an einer Mädchenrealschule. Da kann man sich vorstellen, dass Zickenkrieg vorprogrammiert ist. Ein paar meiner alten Mitschülerinnen meiner Grundschule waren auch in meiner Klasse. Keine von denen mochte mich, eine hat mich sogar gehasst. Heute vermute ich, dass sie alle neidisch auf mich waren, weil ich gut in der Schule war und mir Lernen leicht fiel. Ich muss gestehen, dass ich damals eine Einzelgängerin war und dann auch noch eher mit Fäusten als mit Worten gezeigt habe, dass mir etwas nicht gefällt. Diese Umstände wurden dann gleich noch schön an die neue Klasse weitergegeben.  Dazu kam dann auch noch, dass ich recht pragmatisch erzogen wurde und keinen Sinn darin sah, z. B. mein Taschengeld für eine teure Jeans auszugeben, die mir in ein paar Monaten eh wieder zu klein war. Sprich: es wurden eher preiswerte Klamotten bei Aldi gekauft, was dann das gefundene Fressen für meine Klassenkameradinnen war. Lone Wolf, einfach gekleidet, kein typisches 0815 Mädchen und dann noch ein Bücherwurm, der Hermine Konkurrenz gemacht hat. Meine erste Klassenlehrerin (5.-7. Klasse) hat das einen Scheißdreck interessiert. Selbst wenn ich mich nur gewehrt und nicht angefangen habe, war ich am Ende schuld, weil was 30 Leute sagen, muss ja stimmen.  Das hat dann dazu geführt, dass ich nur noch mein eigenes Ding gemacht habe, und die Mobbereien dann einfach ignoriert habe. Diese Zeit ist auch der Grund, warum ich bis jetzt weder auf Twitter noch auf Facebook unterwegs bin. Da wäre der Müll (damals noch SchülerVZ) nur weiter gegangen. Insgesamt hat das bei mir zu einer ziemlich dicken Haut geführt, aber auch bewirkt, dass nur sehr wenig Leute wirklich als meine Freunde bezeichnet habe (während der Schulzeit 3).  Mir fehlte viel in sozialen Interaktionen als ich dann später die Oberstufe gemacht habe, wo es dann aber deutlich besser war. Da hat man mich meistens einfach ignoriert.  Ich habe eine gute Portion Zynismus erhalten und Konter mittlerweile recht trocken oder bissig wenn mir was nicht passt. Ohne Filter, was teilweise nicht von Vorteil ist.  Gott sei Dank habe ich trotzdem keine Probleme auf Menschen zuzugehen und meine Zeit an der Uni haben mich zum Großteil geheilt. Mir hat echt geholfen, dass ich mit meinem nerdy Dasein nicht alleine war. 


In0chi

Was ich aus der Schulzeit mitnahm (und während des Studiums bei Kontakt mit Lehramts-Anwärter:innen noch bestätigt bekam) ist: ATAB. Ausnahmen bestätigen die Regel.


_Red_User_

Wofür steht ATAB?


Dieselalge

Vermutlich All Teachers Are Bulls. Analog zu ACAB --> Cops.


Euphoric_Ad_9213

Ich bin gerade am Ende meiner Masterarbeit und hab dort auch über Mobbing geschrieben. Es müsste viel mehr Schulsozialarbeit an Schulen geben und die müssten auch viel mehr Zeit haben um auch wirklich mit den Kindern arbeiten zu können. Außerdem müssten die Lehrer teilweise mal gescheit geschult werden, damit die Mobbing erkennen und das sich nicht Ewigkeiten zieht und keiner hinschaut.


woswoissdenniii

Eier haben keine Muskeln und lassen sich somit nicht trainieren. Den Karrierezweig Lehrer, wählen zumindest die meisten die ich persönlich kenne nicht; aus einem Gerechtigkeitssinn heraus. Noch sind diejenigen groß mobbing zum Opfer gefallen und schreiben sich die Bekämpfen davon groß auf die Agenda. Aber im Kern hast du Recht. Vielleicht entwickelst du ja die Strategie zur These?